Motivkonflikt: Angst vor Misserfolg vs Anerkennung bei Erfolg

verschiedene herangehensweisen"Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust..."  - Mephisto, nach Goethe's Faust.

Einerseits hoffen wir auf den Erfolg unserer Anstrengungen. Andererseits haben wir Angst vor Misserfolg. solche Gefühle, und mit ihnen: die damit verbundenen Verhaltenstendenzen, sind gegenläufig. Bei der Entscheidung, sich für eine Sache oder Tätigkeit zu engagieren, bewegen wir uns in ein Spannungsfeld verschiedener Motive.

Die eine Tendenz (aus der Hoffnung auf Anerkennung des Erfolges - ob intrinsisch oder extrinsisch) ist uns angenehm und positiv motivierend. Die andere, die Angst vor Misserfolg oder vor Versagen, schreckt eher ab. Die Letztere veranlasst zur Meidung, also negativ motivierend.

In dem Spannungsfeld entscheiden wir über das Ausmass der Leistung, die wir der Tätigkeit beimessen wollen. Wir 'rechnen' uns dabei Wahrscheinlichkeiten aus, und diese steht in enger Verbindung mit der Schwierigkeit der in Aussicht gestellten Aufgaben. D.h., wir stellen den subjektiven Schwierigkeitsgrad fest. Ausserdem, nehmen wir an, das die Warscheinlichkeit des Erfolges mit abnehmender Schwierigkeit zunimmt. Nun, wählen wir deswegen vorzugsweise Aufgaben einfacherer Natur?

Ziehen wir zur Beantwortung dieser Frage den Einfluss eines 'Gegenpols' heran: In der Erfüllung schwieriger Aufgaben liegt ein Reiz (incentive). Und dieser Reiz steigt mit dem Schwierigkeitsgrad. Eine Kurzformel zur Erläuterung:

Schwierigkeitsgrad niedrig = Reizbefriedigung niedrig

oder umgekehrt

Schwierigkeitsgrad hoch = Reizbefriedigung hoch

Wie lösen wir solche Reiz- oder Motivkonflikte?

Zunächst bauen wir die obige Kurzformel etwas aus, um mehr Licht in die Angelegenheit zu bringen: Bringen wir diese gegenläufigen Tendenzen zusammen, dann stellen wir fest, dass die Motivation zur Leistung bei einem Wert von 50% am stärksten ist. Bei dem entsprechenden Schwierigkeitsgrad wird vorzugsweise für die Aufgabe entschieden.

Nehmen wir die andere Perspektive ein, also aus der Sicht der Gewissheit oder Ungewissheit des Erfolges. Es zeigt sich, dass die Motivation zur Leistung höher ist, je höher die beigemessene Ungewissheit ist. Das ist doch bemerkenswert!

Nun müssen wir nur noch zwischen sogenannten misserfolgsorientierten und erfolgsorientierten Menschen unterscheiden. Hier haben wir es nämlich mit etwas unterschiedlichen, charakterbedingten zusätzlichen Einflüssen zu tun: Die Neigung, sich für Aufgaben zu entscheiden, deren Ausgang hinsichtlich der Gewissheit/Ungewissheit eher ungewiss ist, kommt erfolgsorientierten Menschen entgegen.

Bei misserfolgsorientierten Menschen hingegen zeigen sich bei hohen Ungewissheiten intensive Stress-Situationen, bei ihnen entstehen Konflikte hoher Intensität. Letztere Gruppe Menschen haben eine viel stärkere Abneigung, ja sogar Furcht, vor weiteren Misserfolgen - sie tendieren daher stärker in Richtung 'Sicherheit' bzw. Gewissheit des Ausgangs einer Aufgabe. Ihre Entscheidungen fallen auch dementsprechend aus.

Verständnisfrage:

Manche misserfolgsorientierte Menschen tendieren nicht zur höheren Sicherheit sondern wählen bevorzugen weit überzogene Schwierigkeitsgrade, d.h. eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit des Misserfolges. Woran mag das liegen?