Konfliktgespräche konstruktiv lösen III - Kommunikation und Wahrnehmung

Erwartungshorizont - Erfahrung - Interessen - Reize

People Skills

Kommunikation in Abhängigkeit von Wahrnehmung

Gesprächsteilnehmer nehmen grundsätzlich sowohl die Grundsituation

als auch Einzelheiten eines Gesprächs unterschiedlich wahr. Hierin liegen Ursachen von Konflikten wie auch die Forcierung bestehender Konflikte. Die Wahrnehmung des Menschen ist ein psychologischer Vorgang der zum größten Teil unbewusst abläuft. Im Folgenden wird nicht auf bewusste Aberration (Verzerrung) oder auf willige Übertonung abgestellt., sondern von der regelmässig auftretenden selektiven Wahrnehmung ausgegangen.

Der menschliche Geist ist mit Schranken und Filtern ausgestattet, die von vornherein eine Reizüberflutung verhindern, so dass nur ein Teil der Wahrnehmungsflut ins Bewusstsein gelangt. Erst in einer zweiten Stufe des Wahrnehmungsprozesses wird aus den bereits gefilterten Informationen selektiv ausgewählt. Dies geschieht anhand bestimmter Prinzipien und Kriterien. Wir lassen unbewusst aus den verbliebenen Informationen auswählen. Manches aus der gesamten Wahrnehmungsvielfalt wird erkannt und weiterverarbeitet und manches eben nicht. Die Selektion der Wahrnehmungsangebote geschieht in Abhängigkeit von verschiedenen Kriterien, u.a.:

dem Erwartungshorizont (Bedeutung für die Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit)
dem Erfahrungsschatz (Lernvorgänge, Affinität oder Fremdsein zu bereits Erlerntem)
Interessenslage (gegenwärtige Wünsche und Bedürfnisse)
die Art der jeweiligen Reize

Wichtig bei der Betrachtung der Art der Reize als Einflussfaktoren für die Wahrnehmung sind: die Intensität des einzelnen Reizes, die Frequenz (Häufigkeit) seines Auftretens, die Anzahl der einzelnen Reize und deren Zusammenspiel (Veränderungen der einzelnen Frequenzen und Intensitäten).

Die Aufnahme, die Einordnung und die weitere Verarbeitung eines Reizes geschieht in Abhängigkeit bereits gemachter (Lebens)erfahrungen und vollzogener Lernprozesse. Wir neigen dazu, Reize auszublenden, die sich nicht in unsere Gedankengebäude ohne Weiteres einbauen lassen, manchmal mangels eines notwendigen Verarbeitungsschemas (geübte Gedankenbahnen), manchmal aus fehlender Passgenauigkeit ('Was der Bauer nicht kennt, dass isst er nicht, oder: Was Hänschen nicht gelernt, lernt Hans nimmer').

Fehlen Motivationsgrundlagen für die Wahrnehmung, wird sie auch nicht gemacht, bspw. bei Desinteresse, unterschiedlicher Einstellung zum Sachverhalt, mangelnde Korrelation zu Bedürfnissen oder Wünschen.

Task

1. Welche Bedeutung hat die selektive Wahrnehmung in der Mitarbeiterführung (leadership)?

2. Welche Bedeutung hat sie für die Lösung von Konflikten?