Lieben und geliebt werden II

Zu wissen, welche die wahre Absicht ist, ist emmanent wichtig. Zwei verschiedene Grundabsichten (Motive) sind dabei zu nennen:

  1. Ist es für Sie wichtig, dass Sie geliebt werden? ...oder (zu diesem Punkt sh. Teil I)
  2. Steht bei Ihnen an erster Stelle, eine liebende Person (sich selbst und andere) zu sein?

Zumeist bewegt uns die eine oder andere Absicht, die jeweils im Vordergrund unserer Handlungen steht - sogar handlungsbestimmend sein kann.

Lieben (sich selbst und andere)

Wenn man gelernt hat, die Verantwortung für eine gesunde Eigenliebe zu übernehmen, dann sucht man Beziehungen in denen man Liebe mit anderen teilen kann. Man übernimmt dabei die Definition des eigenen Selbstwertes, kümmert sich liebevoll um sich selbst und 'tankt' dabei Liebe auf. Man sieht in Beziehungen Lernmöglichkeiten, die angetan sind, die eigenen Fähigkeiten sich selbst und andere zu lieben weiter zu entwickeln.

In solchen Beziehungen kann man persönliches Wachstum vorantreiben, spielen, miteinander teilen und lieben. Darin geht es nicht um geliebt werden, um Sicherheit oder um externe Bestätigung und Anerkennung.

Wenn die Beweggründe im Kern sich um 'andere lieben' drehen, sieht man Beziehungen nicht als eine Befriedigung der eigenen Bedüfnisse an. Liebe, wahre Liebe, benötigt nichts von einer anderen Person. Wahre Liebe hat mit geben, sich kümmern, Empathie, sogar Mitleidenschaft und Verständnis zu tun. Sie hat herzlich (!) wenig mit einem Plan oder Strategie zu tun, die das Geliebt Werden oder die Erzielung von Anerkennung zum Ziele hat.

Wichtig dabei ist die vollständige Übernahme der Verantwortung für die eigenen Gefühle von Schmerz, Freude, Selbstwert und Sicherheit. Bis dies erlernt ist, zeigt sich eine starke Neigung, nach jemanden zu suchen der/die das für einen selbst unternimmt, den Schmerz lindert, Anerkennung bietet und die Bedürfnisse nach Sicherheit befriedigt.

Daran zu glauben, dass dies von einer anderen Person erfolgreich bewerkstelligt werden kann, und dass diese Person einen um sich selbst willen liebt, ist oft eine bedenkliche, wenn auch gängige, Fehleinschätzung zwischenmenschlicher Beziehungen (selbst wenn es als 'modern' gilt) - und führt obendrein oft zu problematischen Beziehungen.

Es ist doch nachgerade so: Solange man einem/r anderen für die eigenen Gefühle Verantwortung überträgt, versagt man sich der Eigenverantwortung. Letztere ist es, die die Ursache für mancherlei Schmerz und mangelndem Selbstwertgefühl ist.

Alles ändert sich, wenn man sich für das 'Sich Selbst und Andere Lieben' entscheidet, statt für das 'Geliebt Werden'. Einer solchen Entscheidung folgt ein Lernprozess in dem man auf natürliche Art und Weise den Umgang mit sich selbst erlernt, das Sich Selbst und Andere Lieben, und was dazu notwendig ist. Die anderweitige Entscheidung führt unweigerlich in Situationen in denen man versucht, von anderen geliebt zu werden. Eine Falle - denn die Weichen für die Verbesserung des Selbstwertgefühls stellt man im reifen Erwachsenenalter besser selbst.

Zur Abgrenzung: Liebe von anderen zu empfangen ist etwas Wunderbares, wenn sie es anbieten. Aber Sie selbst haben vierundzwanzig Stunden am Tag mit sich selbst zu tun, also sind Sie auch der/die Einzige, die dauerhaft (sich selbst) lieben kann.

Warum nicht sofort mit dem Erlernen dessen anfangen?