Wie Kampher das Gehirn belebt

Nicht nur Bluthochdruck ist Thema in der ärztlichen Praxis. Auch mit niedrigem Blutdruck kommen Patienten zum Arzt. Zwar geht von einer essenziellen Hypotonie keine direkte Gesundheitsgefährdung aus. Doch die Betroffenen - immerhin bis zu fünf Prozent der Bevölkerung - klagen über körperliche Beschwerden wie Müdigkeit und über eine mentale Leistungsminderung. Es gibt Hinweise. dass bei älteren Menschen auch Gleichgewichtsstörungen und sogar Stürze auf die Hypotonie zurückgeführt werden können.
Forscher um Prof. Rainer Schandry von der Universität München konnten nun erstmals in einer wissenschaftlichen Studie (veröffentlicht in Phytomedicine) belegen, dass in diesen Fällen ein altbewährtes Hausmittel helfen kann: der Kampfer.

Mit diesem Wirkstoff aus der Rinde des aus China stammenden Kampferbaumes konnte der Blutdruck bei den Probanden innerhalb weniger Minuten erhöht werden und verbesserte zeitgleich deren Konzentrationsfähigkeit, Hand-Augen-Koordination sowie das Kurzzeitgedächtnis. "Man  kann darin einen weiteren Beleg für das enge Zusammenspiel des Herz-Kreislauf-Systems mit der Gehirnleistung sehen". meint Schandry.

In der Studie erhielten hypotone Probanden entweder ein kampferhaltiges Herz-Kreis-lauf-Präparat oder Placebo. Die mentalen Leistungen wurden vor und nach der Einnahme gemessen. Es war auffallend, dass die Wirkung bereits nach ein bis zwei Minuten auftrat", berichtet Schandry. "Die Effekte wurden stärker. je höher der Blutdruck stieg."

Worauf dieser Zusammenhang zwischen dem Herz-Kreislauf-System und der mentalen Leistungsfähigkeit im Einzelnen beruht, ist noch nicht bekannt. Es lässt sich aber vermuten. dass ein niedriger Blutdruck zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns führt. "Auf jeden Fall aber haben unsere Ergebnisse erstmals mit quantitativen physiologischen und psychologischen Messmethoden die seit Jahrtausenden bekannte belebende Wirkung des Kampfers bestätigt", sagt Schandry.

Auf Nachfrage bestätigte Schandry, dass das verwendete rezeptfreie, seit 70 Jahren bekannte Arzneimittel in den von niedrigem Blutdruck verursachten Akutsituationen vom Hausarzt empfohlen werden kann. Gegenüber chemischen Mitteln. die das sympathische Nervensystem anregen. ist es nebenwirkungsärmer", sagte Schandry. Negative Effekte des Kampfers seien erst bei 6000-facher Überdosierung zu erwarten.