Gott, Psychologie und Linguistik, ein neuer Zugang zur menschlichen Seele.

In meinem Buch "SIGNIFIKANT Gott?" habe ich den Ausspruch des christlichen Philosophen Robert Spaemann, Gott sei ein unsterbliches Gerücht, etwas verändert als Untertitel gewählt. Der Ausspruch ist keinesfall negativ gemeint. Spaemann will hier genau das sagen, was ich von meinem Beruf als Psychoanalytiker ebenso voll unterschreiben kann. Ich würde es nur nicht unbedingt Gott nennen. Ich kann mit diesen beiden Begriffen (unsterblich und Gerücht) auch das (seelisch) Unbewusste bezeichnen, mit dem wir als Psychotherapeuten arbeiten.

Unsterblich? Was kann man dazu definitiv sagen? Materie und Energie, auf die sich die Naturwissenschaften stützen, sind jedenfalls nicht unsterblich. Die Physiker selbst sagen ganz klar, dass sowohl im Big Bang (Urknall) als auch beim Ende des Universums im Big Crash alles stirbt. Was bleibt, sagen sie, ist höchstens eine mathematische Berechnung. Aber wer soll sie machen, wenn noch kein Mathematiker oder auch keiner mehr lebt? Umgekehrt die Geisteswissenschaftler: sie gehen von einer bereits als bedeutend unterstellten Einheit aus, sagen wir einmal, von so etwas wie "Geist". Aber liegt nicht bereits in der Tatsache, dass sie eine Einheit (Geist, Psyche, Raum oder Zeit) als bedeutend unterstellen, schon etwas Sterbliches? Sie selbst, die Untersteller, sind sterblich, und wenn sie nicht Nachfolger haben, die ihre geisteswissenschaftliche Einheiten weiter und weiter am Leben halten können, sterben eben auch diese.

Lassen wir das Wort "unsterblich" vorerst eben einmal so stehen. Irgendetwas Unsterbliches gibt es, 'Es' oder 'Das' einfach. Wir haben da ja noch den anderen Begriff, den Spaemnann benutzte: das Grücht. Hier kann ich als Psychoanalytiker sehr viel beitragen. Denn was uns die Patienten tagtäglich an sogenannten "freien Assoziationen", an spontanen Einfällen also, an Träumen und Phantasien, an Geschichten und Versprechern erzählen, hört sich ständig an wie ein Gerücht. Wie etwas, das man fast ganz verstehen und begreifen könnte, wäre es noch besser und wieder besser ausgedrückt. Um dies zu erreichen sitzen wir oft Hunderte von Stunden mit unseren Patienten zusammen. Zugegeben: das Gerücht nimmt dann manchmal eine Dichte an, eine zunehmende Klarheit, wie man sie sonst nirgendwo mehr erreicht. Denn - und damit schließe ich jetzt wieder ein bisschen den Kreis - die Klarheit und Dichte, wie sie die Offenbarungen früher hatten, gibt es heutzutage nicht mehr. Eben da liegt die Crux.

Freilich, wem die Religion, wie sie heute ausgeübt wird, genügt, der braucht sich um den weiteren Text hier nicht zu kümmern. Meine Formulierungen sind für den gedacht, der die neuen Wissenschaften nutzen will, sie den früheren mythischen Zugängen zum Geistigen gegenüberstellen will und sich schließlich einen neuen, persönlichen weiterführenden Weg eröffnen will. Es geht mir um die Sache als solche, die Sache mit dem "unsterblichen Gerücht", das zu erhellen jeder aufgerufen ist. Mag es dem Einzelnen auch zum persönlichen Wachstum und natürlicher Gesundheit dienen.

Eher geht

Mehr Informationen sind auf 'Psyche und Soma' und 'Analytic Psychocatharsis' zu finden.


Literatur

Weiterführende Literatur: Signifikant Gott? Anleitung zu einer Psychoanalyse des großen Gefühls (Book on Demand)