Selbsmitgefühl - die Antwort II

Während Selbstwertgefühl damit zu tun hat, welche Gefühle man sich selbst gegenüber hegt, handelt Selbsmitgefühl davon, wie man mit sich selbst umgeht, wenn die Dinge mal nicht so gut laufen. Das Ziel dabei ist es, sich selbst mit der gleichen Art Güte und Mitgefühl zu begegnen, wie man es mit Menschen, die man liebt, tun würde, wenn sie Fehler machen, oder Versagen. Wenn ein anderer einen Fehler macht, neigen die meisten Menschen dazu, einen gewissen Grad an Güte und Verständnis entgegenzubringen (sh. auch Neff, Rude, Kirkpatrick). Selbstmitgefühl scheint die Intensität an negativen Gefühlen, die typischerweise mit eklatanten Fehlern einhergehen, einzugrenzen - bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Gefühls an persönlicher Verantwortung.

Eine Studie der Duke Universität 2007 zeigt auf, dass der Einsatz von "... Selbstmitgefühl die Verbindung zwischen der Übernahme von Verantwortung und den Erfahrungen negativer Affekte entkoppeln kann... " (siehe auch Leary, Tate, Allen, Hancock).

Menschen, die mit sich selbst mitfühlen können, scheinen eher bereit, konstruktive Kritik zu akzeptieren, weil sie eine andere Einstellung zu persönlichem Wachstum haben. Leute mit Selbstmitgefühl richten ihr Wachstum auf die Meisterung ihrer Selbst aus. Demzufolge wird über negativen Feedback reflektiert, objektiv bewertet und, falls als weiterführend empfunden, für die weitere Entwicklung verwendet.

Andererseits, neigen Menschen mit wenig Selbstmitgefühl dazu, konstruktive Kritik direkt abzulehnen, weil sie das plötzliche Aufkommen von negativen Gefühlen mit Fehlern in ihrer Persönlichkeit verbinden. Dabei werden Chancen für weiteres Wachstum und für das weitere Lernen vergeben.

Die meisten Menschen gehen bei Fehlern ziemlich streng mit sich selbst um, wenn es sich um eigene Fehler geht. Manche bestrafen sich selbst, sind überkritisch und geringschätzig. Dies führt leider zu einer Minderung positiven Lebensgefühls indem Gefühle wie Wut, Bedauern und Enttäuschung entstehen. Diese Zunahme an zerstörerischen Gefühlen macht es schwierig, negative Lebensumstände abzufedern, um anschließend wieder einen glücklicheren Lebenspfad zu begehen. Außerdem wird dabei das gesunde Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen verzerrt.

Selbst Menschen mit hohem Selbstwertgefühl neigen zu dieser Art von Selbstbestrafung und innerer Herabwürdigung. Menschen ohne Selbstmitgefühl sind wahrlich ihre eigenen schlimmsten Kritiker.