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Wo ist das liebe Geld geblieben?

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where did our money goAuf der Suche nach Gründen für den Sozialabbau, die Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise.

Nichts bestimmt unserer Leben so sehr wie das Geld.

(Ein Artikel von Dr. Erika Riemer-Noltenius für ”Gesche online”. 15.01.2004; Anm. der Redaktion)

Dennoch: Über nichts wird so wenig nachgedacht, wie über die Entstehung, Funktionsweise und Auswirkung des Geldsystems.


Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind wir alle davon überzeugt, das Geld und Wirtschaft zusammen gehören, das unsere Geldordnung gerecht und vernünftig geregelt ist und sich auf sicheren, unabhängigen Bahnen bewegt, so wie die Erde um die Sonne kreist. In Wirklichkeit hat 97 % des weltweit vorhandenen Geldvolumens nichts mehr mit der Wirtschaft zu tun; es handelt sich dabei um reine Spekulationen, die für das Wohlbefinden der Menschen so überflüssig sind wie ein Kropf. Nur 3 % der Geldmenge reichen aus, um sämtliche Löhne und Rechnungen zu bezahlen, um alle lebenswichtigen Güter zu produzieren und Investitionen zu tätigen. Das Geld hat sich verselbständigt, der Gedanke an Goethe´s Zauberlehrling drängt sich auf.

Geld hat mit Gesetzmäßigkeiten, die verständlich und damit kontrollierbar sind, überhaupt nichts zu tun. Geld beruht mehr auf psychologischen Faktoren als auf Mathematik. Geld ist eine menschliche Erfindung oder Vereinbarung, die allein auf dem Glauben basiert, daß es einen Wert hat und dieser Wert von allen anerkannt wird. Das Fundament jeder Währung ist das Vertrauen der Menschen. Wird dieses Vertrauen erschüttert, dann bricht das System zusammen wie ein Kartenhaus. Dafür gibt es in der Geschichte zahllose Beispiele.

Unsere heutige Geldordnung hat gravierende Konstruktionsfehler, die dafür verantwortlich sind, daß die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer, aber zahlreicher werden, daß die öffentlichen Kassen immer leerer und alle sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte wieder rückgängig gemacht werden müssen.

Der erste Fehler liegt darin, das das Geld zwei diametral entgegen gesetzte Aufgaben erfüllen muss: Auf der einen Seite soll es dafür sorgen, daß die Wirtschaft lebt, sich entwickelt, Güter gehandelt und bezahlt werden. Auf der anderen Seite dient es als Maßstab für Reichtum und Vermögen: Wer über viel Geld verfügt, ist wohlhabend, ein Ziel, das viele für erstrebenswert halten.

Im Wirtschaftskreislauf muß das Geld fließen, wie Blut in einem Organismus oder wie Öl in einer Maschine. Im Volksmund heißt das: "Taler, Taler, du musst wandern, von der einen Hand zur anderen".

Der Wunsch reich zu werden aber kann nur erfüllt werden, wenn Geld festgehalten und gehortet, d.h. dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird. Diese Verhalten führt zu Blockaden und zu Staus, die die Wirtschaft empfindlich stören und zum Erliegen bringen. Diese Phänomen der Geldhortung und seiner schädlichen Wirkung auf die Wirtschaft wird in der Öffentlichkeit nicht diskutiert, es wird totgeschwiegen.

Ein zweiter schwerwiegender Konstruktionsfehler in unserer Geldordnung liegt im Zins- und Zinseszinsmechanismus. Er sorgt dafür, das Wohlhabende immer reicher und Bedürftige immer ärmer werden, das immer mehr Konzentration und Polarisierung stattfinden, das kleinere Firmen von größeren geschluckt oder in die Schuldenfalle getrieben werden. Zinsen sind ein reiner Ausbeutungs- Mechanismus, die die Formulierung frei nach Clausewitz rechtfertigt: "Wirtschaft ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln".

Vom Zinssystem profitieren nur ca. 10 % der Bevölkerung, d.h. 90 % der Menschen zahlen in ihrem Leben mehr Zinsen als sie erhalten. Auch diese Tatsache wird totgeschwiegen. Die Menschen glauben fast alle, das sie nur dann Zinsen zahlen, wenn sie einen Kredit aufnehmen. Sie wissen nicht, das in jedem Preis für alle Waren und Güter ein Zinsanteil von 30-85 % enthalten ist. Der Zinsmechanismus sorgt für eine tägliche gigantische Umverteilung der Geld- Menge von den Habenichtsen zu den Vermögenden und ist deshalb zutiefst ungerecht.

Der schwerwiegendste Fehler im Geldsystem aber ist, das der Staat seine Finanzhoheit freiwillig an die Banken abgetreten hat, selber Schuldner geworden ist und dadurch dazu beiträgt, das die Umverteilung zugunsten der Vermögenden erhalten bleibt. Die Schulden der öffentlichen Hand sind so groß, das jeder vierte Euro aus den Steuereinnahmen für den Schuldendienst verwendet werden muss. Es ist völlig ausgeschlossen, das die öffentliche Hand ohne Änderung der Finanzordnung je wieder entschuldet werden kann. Selbst wenn der Haushalt aufgrund rigoroser Sparmaßnahmen ausgeglichen werden könnte und die Ausgaben nicht höher als die Einnahmen sind, würden die Schulden trotzdem immer weiter steigen wegen der Verpflichtung zur Zinszahlung. Seit 10 Jahren ist die Höhe der jährlichen Neuverschuldung genau so hoch wie die Zinszahlungen auf die Gesamtschulden. Das heißt, das mit den vielen Milliarden keine Investition oder Arbeitsplätze geschaffen wurden.


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