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Wo ist das liebe Geld geblieben? - 3

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Wenn wir ehrlich sind, geht es gar nicht um die Schaffung neuer (überflüssiger) Arbeitsplätze, sondern es geht um eine Einkommenssicherung für alle Menschen. Deshalb muss neu definiert werden, wodurch Einkommen begründet wird. Erwerbsarbeit kann es allein nicht mehr sein, denn sie wird mehr und mehr zum Privileg einer Minderheit.

In einer Zeit der Marktsättigung und des Überflusses wirken Sätze wie: "Im Schweiße Deines Angesichts sollst Du Dein Brot verdienen" merkwürdig anachronistisch, denn jedermann weiß, das die großen Vermögen entweder geerbt oder durch Spekulation gemacht wurden. Mit ehrlicher Arbeit hat das nichts zu tun. Weder sind die Millionengehälter der Manager oder Fußballer gerechtfertigt, noch die Arbeit zum Nulltarif vieler Frauen im Erziehungs-, Pflege- und Familienbereich. Es ist ein Mythos zu glauben, Leistung rechtfertige bestimmte Einkommenshöhen, z.B. bei Generaldirektoren, denn keine Arbeit ist für die Menschheit so wichtig und gleichzeitig so unterbewertet wie die Betreuung von Kindern und Kranken. Der Satz: "Leistung muss sich lohnen!" ist eine Verhöhnung der Leistung von Frauen.

Im Grunde genommen gibt es überhaupt keine Arbeitslosigkeit, denn wo immer Menschen hilfsbedürftig sind, da gibt es Arbeit. Jede Gesellschaft besteht aus Menschen, die arbeitsfähig sind, und solchen, die es nicht sind. Alle Menschen brauchen ein Einkommen, um leben zu können. Das hat nichts zu tun mit Gleichmacherei, sondern ist ein Faktum. Deshalb müßte es selbstverständlich sein, das alle, ob Säugling oder Greis, ob Mann oder Frau, eine ausreichende Grundsicherung monatlich auf ein Girokonto überwiesen bekommen, so wie es heute bereits alle Beamten und RentnerInnen kennen.

Dies ist keine Utopie, sondern durchaus machbar, wenn man weiß, das Geld nur eine Vereinbarung von Menschen ist und aus dem Nichts geschaffen wird. Die jetzige Geldordnung müßte grundlegend geändert werden dahingehend, das die Finanzhoheit wieder dem Staat übertragen wird, der Zins- und Zinseszins- Mechanismus abgeschafft und durch eine Nutzungsgebühr ersetzt wird. Statt  das die Geldbesitzer immer mehr Geld (Zinsen) bekommen, wenn sie es nicht ausgeben, sondern zur Bank bringen, muss umgekehrt in Zukunft ein Negativzins erhoben werden, wenn das Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird. Vorschläge über eine entsprechende Geldreform gibt es seit vielen Jahrzehnten, z. B. von Silvio Gesell oder Rudolf Steiner, aber diese Ideen werden totgeschwiegen.

Da es den Deutschen nicht möglich sein wird, die jetzige europäische Geldordnung zu ändern, bietet sich der Weg der regionalen Komplementär- Währungen an, um ein neues Geldsystem auszuprobieren, in dem es keinen Zinsmechanismus gibt. Der Bremer ROLAND ist ein erstes Experiment, das die regionale Wirtschaft stärken soll, weil es nur in Bremen und nähere Umgebung Geltung besitzt. Wie jede Währung wird auch der ROLAND seinen Wert durch das Vertrauen derjenigen bekommen, die an ihn glauben.

Möglicherweise gibt es aber auch noch andere Wege um zu erreichen, das die Geldvermögen in einer Überflussgesellschaft (in Deutschland sind es z.Zt. etwa 6000 Milliarden Euro, 6.000.000.000.000) so verteilt werden, das jeder Mensch ein ausreichendes monatliches Einkommen erhält. Wer eine Lösung findet, daß der Mensch nicht länger dem Gelde dient, sondern umgekehrt: Das Geld den Menschen dient und das alle ein menschenwürdiges Grundeinkommen erhalten, sollte den nächsten Wirtschafts-Nobelpreis bekommen.

Die Menschen sind zwar in der Lage, auf dem Mond zu fliegen und den Weltraum zu erobern, aber bislang waren sie nicht intelligent genug, Armut und Analphabetismus auszurotten und ein Gesundheitssystem aufzubauen, das nicht nur den Wohlhabenden zugute kommt. Mit einer reformierten Geldordnung wäre dies kein Problem. Deshalb sollten wir all unsere Intelligenz und Energien auf alternative regionale Komplementär-Währungen konzentrieren.

Artikel von Dr. Erika Riemer-Noltenius für ”Gesche online”. 15.01.2004


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